Der Jubel kennt keine Grenzen – Jungenmannschaft des TTC Reutlingen deutscher Meister

Alsfeld. (hf). Die beste deutsche Jugendmannschaft im Tischtennis kommt in diesem Jahr aus Reutlingen. Nach genau drei Stunden stand es im Herzschlag-Finale bei den nationalen Meisterschaften zwischen dem TTC Reutlingen und dem 1. FC Köln 5:4. Patrick Marx führte im letzten Spiel des Tages gegen Kölns Nummer vier, Moritz Schwiede, mit 2:1 Sätzen und 10:7 Punkten. Linkshänder Marx zog einen scharfen Topspin auf die Rückhand seines Gegners, der Blockball landete im Netz und das Spiel war aus. Nun kannte der Jubel der mitgereisten vierzig TTC-Fans keine Grenzen mehr. Alle rannten in die Spielbox und umarmten den Matchwinner. Zuvor hatten Sie zwei Tage lang den TTC-Nachwuchs frenetisch mit Trommeln, Rätschen und Klatschen pausenlos angefeuert. „So eine Stimmung habe ich in meiner ganzen Karriere noch nie erlebt“, kommentierte Vereinsvorsitzender Ulrich Stähle mit heiserer Stimme. Beide Mannschaften boten an diesem Wochenende Tischtennis vom Allerfeinsten und standen zurecht im Finale, das eigentlich zwei Sieger verdient hätte. Die Reutlinger Tischtennis-Asse Daniel und Constantin Schmauder, Markus Fach sowie Patrick Marx waren jedoch einen Tick besser und holten damit diesen höchsten nationalen Titel zum zweiten Mal nach dem TSV Betzingen in die Achalmstadt.

Mit den Zweiten der Regionalverbände Nord (FT Eiche Kiel) und West (TTV DJK Altenessen) sowie dem Südwestmeister TTC Mülheim-Urmitz zog der süddeutsche Meister aus Reutlingen das vermeintlich einfachere Gruppenlos. Bereits im ersten Spiel gegen Altenessen musste das TTC-Quartett feststellen, dass die Gegner bei diesen Meisterschaften von anderem Kaliber sind. Nach einer schnellen 3:0 Führung gingen die beiden nächsten Einzel an Altenessen. Patrick  Marx gewann sein an-schließendes Spiel und erhöhte auf 4:2. Im Spitzeneinzel lag Daniel Schmauder ge-gen den ausgezeichneten Hendrik Ulber bereits mit 1:2 Sätzen zurück, bevor er dann zur ganz großen Form auflief. Die beiden Angriffsspieler lieferten sich begeis-ternde Ballwechsel in Serie, bei denen die Reutlinger Nummer eins meistens das bessere Ende für sich hatte und mit dem 3:2 Sieg den vorentscheidenden fünften Punkt holte. Altenessen konnte zwar nochmals verkürzen, doch TTC-Mannschaftsführer Markus Fach gewann sein zweites Einzel souverän mit 3:1 und brachte damit diesen wichtigen Sieg im ersten Gruppenspiel unter Dach und Fach. Im parallel ausgetragenen Gruppenspiel gewann Kiel klar mit 6:0 gegen Mühlheim-Urmitz.

In Runde zwei traf Reutlingen auf FT Eiche Kiel und schaffte die fast schon obligato-rische 2:0 Führung nach den Doppeln diesmal nicht. Fach/Marx konnten nur bis zum 2:2 Gleichstand Paroli bieten. Der fünfte Satz ging klar an die Hanseaten aus Kiel. Das vordere Paarkreuz brachte die Reutlinger mit zwei souverän herausgespielten Siegen schnell mit 3:1 in Führung. Dann kassierten die Schwaben drei Niederlagen in Folge und TTC-Youngster Constantin Schmauder lag mit 1:2 Sätzen zurück. Mit Unterstützung des Publikums und großartigem Kampfgeist konnte er das Blatt noch wenden und glich zum 4:4 aus. Zum Sieg reichte es dennoch nicht, da am hinteren Paarkreuz  beide Mannschaften je einen Sieg für sich verbuchen konnten und die Begegnung mit einem leistungsgerechten 5:5 endete.

Im letzten Spiel der Vorrunde landete das TTC-Quartett einen klaren 6:0 Erfolg und konnte dennoch nur mit Schützenhilfe aus Altenessen Gruppenersten werden. Zum Erreichen des Halbfinale musste der Vizemeister aus Westdeutschland gegen den Nordzweiten aus Kiel unbedingt gewinnen. 6:1 hieß es am Ende und die Westdeut-schen qualifizierten sich doch fürs Halbfinale. Die Reutlinger trafen dort auf den bes-tens bekannten TSV Herrlingen, der zuletzt viermal in Folge den Kürzeren gegen die Reutlinger zog. Die Serie der TTC-Jungs hielt auch diesmal. Wie eine Wand standen die Reutlinger Fans hinter ihrer Mannschaft und durften sich am Ende erneut über einen klaren 6:0 Erfolg freuen. Im anderen Halbfinale besiegte das Geißbockteam seinen Erzrivalen aus Altenessen knapp mit 6:3.

Das Reutlinger Beobachterteam hatten den Finalgegner aus Köln zuvor mehrmals genau unter die Lupe genommen. An den Positionen eins bis drei waren die Dom-städter enorm stark besetzt, während die Nummer vier schnell als möglicher Punkte-lieferant ausgemacht war. Außerdem stellten Sie das deutlich bessere Doppel bisher immer an Position zwei. Trotzdem entschied sich Reutlingens Jugendleiter Hartmut Fach, die bisherige Doppelaufstellung beizubehalten. Klar mit 3:0 gelang dem Dop-pel Schmauder/Schmauder ein leichter Auftaktsieg. Ganz anders ging es beim paral-lel ausgetragenen Doppel Fach/Marx gegen Gärtner/Steinfeld zu. Die Kölner führten bereits mit 2:1 Sätzen und 9:8 Punkten als die Reutlinger Fans ihre Mannschaft mit rhythmischem Klatschen und Trommeln immer wieder aufmunterte und die begeis-ternden Ballwechsel mit Beifall quittierten. Erneut drehten die Reutlinger den Spieß um und siegten mit 3:2. Die Freude war nur von kurzer Dauer. Erwartungsgemäß gewannen die Kölner anschließend beide Einzel am vorderen Paarkreuz und Markus Fach das nächste Einzel am hinteren Paarkreuz.

Dann folgte das erste Schlüsselspiel, als Patrick Marx auf Felix Deschamps traf. Der Reutlinger spielte erneut groß auf und siegte knapp mit 11:9 im fünften Satz. Trotz hervorragendem Coaching durch Trainer Felix Gramlich unterlag Daniel Schmauder im Spitzenspiel klar mit 0:3 gegen Philipp Gärtner. Nun kam es zum absoluten Hö-hepunkt des gesamten Turniers. Mit 0:2 Sätzen und 6:10 Punkten lag Constantin Schmauder gegen den großartig aufspielenden und bis dahin ungeschlagenen Mar-cus Steinfeld zurück. Als Betreuer Gerd Sauter mit seinem Latein am Ende war, gab Trainerfuchs Dieter Kunze seinem Schützling dann die entscheidenden Tipps. Der erst 13-jährige Reutlinger wehrte vier Matchbälle in Folge ab und gewann mit sensa-tionellen Schlägen den dritten und vierten Satz. Die nächsten zehn Minuten wird so schnell kein Reutlinger Fan vergessen. Schmauder setzte seinen Gegner mit knall-harten Topspins pausenlos unter Druck. Jeder Punktgewinn wurde frenetisch gefei-ert. Steinfeld zeigte unglaubliche Rückschläge und griff selbst drei Meter hinter der Platte knallhart an. Auch die dreißig Kölner Fans standen wie eine Wand hinter ih-rem Schützling. Bei 9:10 konnte Steinfeld seinen fünften Matchball nicht verwandeln und Schmauder siegte schließlich mit 13:11. Nachdem  Markus Fach eine 2:1 Satz-führung und 9:7 nicht zum Sieg reichten, hing alles an Patrick Marx, der mit einem souveränen 3:1 Sieg den entscheidenden sechsten Punkt holte.

„Unsere Stärke bei diesem Turnier war neben einem optimalem Vorbereitungspro-gramm der mannschaftliche Zusammenhalt und die Ausgeglichenheit des Teams. Nur wer vier gleich starke Spieler hat, kann ein solches Turnier gewinnen“, lautete das Fazit von TTC-Jugendleiter Hartmut Fach, der die Jugendabteilung beim TTC vor sieben Jahren übernahm und konsequent auf diesen Erfolg hinarbeitete.

Das Interesse an dem Spiel bei den Daheimgebliebenen war riesengroß. Allein am Sonntag zählte Webmaster Eberhard Kappus weit über 400 Zugriffe auf die TTC-Homepage und den extra eingerichteten Live-Ticker.